Evergreen Content

Stand: 13.10.2022

Wie ein Album einer legendären Musikband nach Jahren noch gut anzuhören ist, so bleibt Evergreen Content lange relevant und informativ. Rankings bilden sich langsam, sind aber dafür sehr konstant. Ein hohes Domainalter, sowie Beständigkeit des Themas helfen, auf URLs zu Evergreen Content zu machen. Dabei sind die Ansprüche ähnlich wie bei allgemein guten Content, nur dass noch mehr Wert auf Userintension gelegt werden muss.

Damit eine Website für die Nutzer interessant bleibt, sollte der Inhalt einen Mehrwert bieten. Dazu gehört in den meisten Fällen, dass er stetig aktualisiert wird, um immer wieder etwas Neues aufzuweisen. Es gibt allerdings auch Content, der sich ewig hält, der sogenannte Evergreen Content.

Definition

In der Schnelllebigkeit des Internets erstellen Personen ständig neue Websites und halten ihre Inhalte aktuell. Hat eine Domain über mehrere Jahre, in der Regel 3‒5, ein sehr hohes Ranking in den SERPs, dann beinhaltet sie Evergreen Content. Das nachhaltige Interesse lässt sich auch am hohen Suchvolumen nachweisen, das für viel Traffic spricht. Folglich soll eine URL so lange wie möglich bestehen bleiben. Je nach Themenschwerpunkt fällt die Erstellung des Textes etwas aufwendiger aus. Rankt er gut, bedarf er jedoch nur wenig Überarbeitung.

Wie unterscheidet sich Evergreen Content von anderem Content?

Da sich Evergreen Content über mehrere Themenfelder erstreckt, ist er in dem Punkt nicht genau einzugrenzen. Auch die Länge des Inhalts ist nicht besonders ausschlaggebend. Dennoch hat das fokussierte Keyword Einfluss auf die Frequenz der Seitenaktualisierung und den Aufwand der Texterstellung.

Dynamische Themen

Diese Themen besitzen kein konstantes Suchvolumen. In der Regel hat das jeweilige Keyword sogar nur Trendspitzen zu bestimmten Zeiten, wenn das Thema im allgemeinen medialen Interesse ist. Über den Rest der Zeit wird es kaum gesucht. Ein extremes Beispiel sind jährliche oder noch seltenere Events, die nur um den Zeitraum herum verfolgt werden. Da sich zu der Zeit immer mehr Menschen meist kurzzeitig dafür interessieren, entsteht eine Dynamik.

Beispiele:

• Sportereignisse (Super Bowl, Fußball-WM, Champions League, Skispringen)
• TV-Formate (Wer stiehlt mir die Show, Ich bin ein Star ‒ Holt mich hier raus)

Abbildung 1: Google-Trends-Verlauf zum Suchbegriff „Super Bowl“

Eine weitere mögliche Art von dynamischen Themen sind wachsende Trends. Es sind in der Regel neue Technologien oder Entwicklungen. Verbesserungen und News sorgen dafür, dass das Suchvolumen stetig zunimmt und bei Neuigkeiten Spitzen zeigt.

Beispiele:

• Technik: Bitcoin, Virtuelle Realität, SEO, Analytics Tutorial
• Politik: Klimagipfel, Kohleausstieg
• Lifestyle: Ketogene Diät, Influencer

Bestimmte Begriffe werden teilweise erst etabliert und durch regelmäßigen Gebrauch dynamisch gemacht. Menschen geben viel Input zu dem Thema. Um solche Keywords zu optimieren, müssen Webseitenbetreiber immer wieder neuen Content bringen, ihn updaten und Trends zeitnah einbinden.

Ruhige Themen

Anders als bei dynamischen Themen verändern sich die Inhalte bei ruhigen Themen nicht sehr häufig. Das heißt nicht, dass sie komplett stehen geblieben sind, es gab nur keine einschneidenden Neuerungen, die eingefügt werden müssen. Das Interesse an den Themen ist aber weiterhin groß – mit gleichbleibender Suchintention. Je ruhiger das Thema, desto wahrscheinlicher kann es zu Evergreen Content werden.

Beispiele:

• Allgemeinwissen und Geschichte: Werke Goethes, Thermodynamik, Rheuma
• Produkte und Dienstleistungen: Rasenmäher, Staubsauger, Friseur

Eine Website, die dies eindrucksvoll untermauert, ist das Goethezeit-Portal. Suchen User nach „Goethe Werke“, rankt die Seite auf Platz 1 nach Wikipedia. Die Domain besteht seit 2003, was in der heutigen Zeit recht lang ist. Weder am Content noch an der Form musste seit Erstellung der Tabelle etwas geändert werden. Die Website bietet den relevanten Inhalt in geeigneter Form schon seit mehr als 15 Jahren. Darum sind die Rankings zu dem Keyword besonders gut.

Abbildung 2: Platz 1 (nach Wikipedia) beim Keyword „Goethe Werke“: http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/goethe/goethe-werke.html

Insgesamt gilt: Je dynamischer ein Thema ist, desto schlechter lässt sich Evergreen Content auf einer URL realisieren. Im gleichen Maß steigt der Aufwand für Updates und Erstellung.

Evergreen Content erstellen

Für das Verfassen von Evergreen Content existiert kein Erfolgsrezept. Ob ein Thema über längere Zeit interessant bleibt, ist nicht voraussagbar. Das stellt sich erst nach einiger Zeit heraus. Trotzdem gibt es ein paar Aspekte, die Webseitenbetreiber berücksichtigen können.

1. Gut Content will Weile haben: Damit Inhalte zu Evergreen Content werden, sollten sie möglichst durchgängig auf derselben Domain eingebunden und verlinkt bleiben. Das schließt ebenfalls mit ein, dass Webmaster keine weitreichenden Änderungen an der URL oder der Seitenstruktur durchführen sollten. Der Content braucht Zeit, um wie ein Wein zu reifen.
2. Grundregeln für guten Content anwenden: Für Evergreen Content gelten die gleichen Anforderungen wie für jeden guten Text. Um einen Mehrwert zu bieten, sollten die Inhalte einzigartig, fehlerfrei, gut verständlich und ansprechend formatiert sein.
3. Keywordrecherche auf die User-Intention beziehen: Möchte sich ein Nutzer ganzheitlich zu einem bestimmten Thema informieren oder nur einen schnellen Überblick bekommen? Das Verhalten gibt hier einen guten Hinweis. Werden die Texte bis zum Schluss gelesen oder springen die User an einem bestimmten Punkt ab? Entsprechend viel Platz bietet sich für das Einfügen relevanter Keywords, die die Sichtbarkeit steigern können.

Arten von Evergreen Content

Bestimmte Formate eignen sich besonders gut, um zu Evergreen Content zu werden. Das hat unter anderem mit der Frequenz zu tun, mit der Webmaster den Inhalt anpassen müssen, und wie hoch der Nutzen für die User ist. Hier sind einige Formate im Überblick:

„How to“-Guide/Ratgeber

Anleitungen sind nicht immer spannend in der Erstellung, Nutzer suchen sie jedoch sehr oft über die Suchmaschinen. Ganz gleich, ob es sich dabei um ein Werkzeug oder um ein Vorgehen handelt, wie das Wechseln von Autoreifen.

Das Thema ist ruhiger Content, da der Ablauf im Prinzip gleich bleibt. Das Einzige, was sich ändert, ist das ansprechende Format. Wo früher Skizzen und Beschreibungen ausgereicht haben, wollen sich User heute Videos anschauen.

Ressourcen-Liste

Aufzählungen bieten in vielen Angelegenheiten eine Hilfestellung. Als Sammlung sind sie ein Ankerpunkt, auf den die Nutzer regelmäßig zurückgreifen. Die Webseitenbetreiber sind hier Experten auf ihrem Gebiet und kennen verschiedene Tools und Quellen, die sie selbst immer wieder nutzen. Wenn sie die Listen teilen und mit passendem Kontext versehen, haben sie ein hohes Rankingpotenzial. Den aktuellen Stand können Webmaster durch Linkchecker prüfen und neue Ressourcen einfach einfügen. So kann der Content wachsen und über die Zeit noch stärker werden.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Oft haben mehrere Nutzer die gleichen Fragen zu Produkten oder Dienstleistungen. Wenn Unternehmen sich die Mühe machen und sie ausführlich beantworten beziehungsweise zu einem Themenkomplex zusammenfassen, ist das Stoff für Evergreen Content. Die FAQs können speziell ausgezeichnet und dann mit etwas Glück auch direkt in die SERPs der Suchmaschine eingebunden werden.

Wiki-Einträge

Wiki-Einträge sind eine hervorragende Möglichkeit, den Usern eine kurze Erklärung zu einem bestimmten Thema zu geben. An den Sachverhalten ändert sich in der Regel nicht viel, daher muss der Content nicht ständig aktualisiert werden. Die Struktur ist ebenfalls hilfreich: Bei näherem Interesse finden Leser noch weitere Informationen in den darauffolgenden Absätzen.

Top-Listen

Unabhängig vom genauen Thema sind Top-Listen für viele Nutzergruppen interessant. Sie sind neugierig auf die x besten Produkte oder x Gründe, warum sich etwas lohnt, wie die 10 besten Sonnencremes. Zu Evergreen Content wird die Liste durch Vollständigkeit.

Checklisten

Checklisten bieten den Usern eine Gedankenstütze, die sie sich nicht selbst erstellen müssen. Der Mehrwert besteht in der Zeitersparnis der Recherche und dem Vertrauen, das dem Ersteller entgegengebracht wird. Passt das Format zum Thema und suchen viele Personen danach, hat es Chancen, zu einem Evergreen zu werden.

Ereignisse oder Rückblicke

Rückblicke sind bei Bloggern und SEO-Managern aus verschiedenen Gründen besonders beliebt. So kann das Erlebte gefestigt, das Suchvolumen einer Veranstaltung im Nachhinein genutzt und Backlinks können gesammelt werden. Aufgrund der Länge greifen Webseitenbetreiber oft auf Videos oder Podcasts zurück und erhalten nur die nötigsten Informationen in Textform.

Case Studies

Daten sind sehr wertvolle Inhalte, die nicht jeder einfach nachbauen kann. Darum existieren Portale wie Statista, die ein komplettes Geschäft um die Datenerhebung konzipiert haben. Die Inhalte zählen als Evergreen Content, weil größere Branchen Studien in der Regel nicht oft erheben. Darüber hinaus werden diese Daten oft zu Referenzpunkten für Prozesse oder Diskussionen. Dank der Rohdaten ist der Urheber immer klar erkennbar.

Steffen Pfeiffer

Senior SEO Manager, SEO Scientist

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