Quick Commerce: die Zukunft des Onlineshoppings?
Seit einigen Jahren zeichnet sich in der Online-Einkaufswelt ein neuer Trend ab, der mittlerweile auch nach Deutschland geschwappt ist: Quick Commerce. Gerade bestellt und bereits in wenigen Stunden geliefert, das ersetzt reales Shoppen in den Ladengeschäften. Diese Art des Produkterwerbes macht sich nicht nur in der Struktur der Innenstädte bemerkbar, sondern setzt ganz neue Erwartungen hinsichtlich des Einkaufens. Alles muss sofort verfügbar sein, die eigene Anstrengung bleibt möglichst gering und der Preis sollte auch noch unschlagbar sein.
Wir beleuchten Quick Commerce näher, schauen uns die Zukunftschancen an und betrachten auch die Möglichkeiten der Werbemaßnahmen näher.
Was ist Quick Commerce?
Quick Commerce bedeutet nichts anderes als eine schnelle Verfügbarkeit von Produkten und Dienstleistungen, die innerhalb kürzester Zeit zum Kunden geliefert werden. Das können sowohl normale Waren, Dienstleistungen als auch zeitkritische Güter sein.
Vorreiter für Quick Commerce im Warenhandel ist Amazon mit der Prime-Funktion. Das Liefern innerhalb eines Tages oder auch Same-Day-Delivery hat sich auf dem Marktplatz als Standard etabliert. Während der Pandemie stiegen auch verstärkt Lebensmittelhändler in den Quick-Commerce-Zug ein. Bei Lieferdiensten für fertige Speisen ist bereits seit jeher üblich, dass innerhalb einer bestimmten Zeitspanne das zubereitete Essen geliefert wird.
Was sind die Merkmale von Quick Commerce?
Wie der Name schon sagt, sind schnelle Lieferzeiten bei herkömmlichen und zeitkritischen Gütern das A und O. Ob es sich bei der Auslieferung tatsächlich um Quick Commerce handelt, sagen die folgenden Eigenschaften aus:
- hohe Preistransparenz nahe am Einzelhandelsniveau
- große Auswahl
- Fokus auf große Städte und Ballungsgebiete
- zentrale Lagerkapazitäten
- eigene Kurierdienste
- Lieferzeit innerhalb weniger Minuten oder Stunden
Dabei werden unterschiedliche Bedürfnisse zwischen Händlern und Verbrauchern deutlich. Vor allem der zeitkritische Lebensmittelkauf ist vielerorts noch nicht als Versorgungskauf angesehen, sondern wird eher für Notkäufe genutzt.
Merkmale |
aktuelle Situation |
Entwicklungschancen |
Ziel |
Notkauf bei fehlenden Produkten |
Versorgungskäufe |
Warenkorb |
eher klein und ausgewählt |
groß, mit allen Produkten für das tägliche Leben |
Konkurrenz |
Tankstellen, Spätverkäufe, Tante-Emma-Läden |
Lebensmitteldiscounter und deren eigene Lieferdienste |
Das wirtschaftliche Potenzial ist hierzulande noch längst nicht ausgereizt, in anderen Ländern geht die Entwicklung schneller. Doch haben die vergangenen zwei Jahre – vor allem durch die Einflüsse der Pandemie – einiges dafür getan, Quick Commerce zu etablieren.
Welche Firmen betreiben Quick Commerce?
Angefangen bei Essenslieferdiensten oder Amazon, trauen sich inzwischen mehr Unternehmen das neue Modell zu. Hierfür sind ein logistischer Aufwand und eine Neuausrichtung notwendig. Denn nicht mehr der Kunde kommt in den Laden, sucht seine Produkte aus, sondern sie werden nach erfolgter Bestellung und Bezahlung geliefert. Da es sich häufig um Lebensmittel handelt, muss ein bestimmter Zeitrahmen eingehalten werden, damit die Ware nicht verdorben ankommt.
Wir werfen einen Blick auf die unterschiedlichen Modelle der Lieferdienste und stellen die Eigenheiten hervor.
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Lieferdienste zubereitete Speisen |
Lieferdienste Lebensmittel |
Quick Commerce |
Liefergebiete |
Innenstadt, Stadtrand, Ballungsgebiete |
Innenstadt, Stadtrand, Ballungsgebiete |
Innenstadt |
Lieferzeitraum |
innerhalb von 60 Minuten |
innerhalb von 24 Stunden |
ab 10 Minuten nach Bestellannahme |
Lieferlogistik |
Fahrrad, eigenes Fahrzeug |
Transporter |
Fahrrad |
Lagerung |
Zubereitung in den Restaurants |
dezentral |
zentral |
Bestellgrund |
Hunger, größere Feier |
Alltagsversorgung |
Notkauf |
Zusammenfassung von Bestellungen |
Möglich, schwieriger bei unterschiedlichen Restaurants |
mehrere Bestellungen können gebündelt werden |
nein |
Für die verschiedenen Lieferformen im E-Commerce haben sich unterschiedliche Firmen etabliert, die nahezu jedem ein Begriff sind:
- Lieferdienste für zubereitete Speisen: Lieferando
- Lieferdienste für Lebensmittel: REWE, Konsum
- Lieferdienste Quick Commerce: Gorillas, Flink
Die Bedeutung der Lieferzeit für Quick Commerce
Während bei zubereiteten Speisen das Zeitfenster recht knapp ist, damit die Gerichte frisch und genießbar beim Besteller ankommen, können bei der Alltagsversorgung schon einmal 24 Stunden vergehen. Die Lieferung wird trotzdem zeitnah zusammengestellt und dem Empfänger überbracht. Im Quick Commerce sieht es hingegen noch etwas anders aus. Der USP dieser Firmen ist die sehr schnelle Lieferzeit. Fehlt beispielsweise eine Zutat beim Kochen, sollte die nicht erst am nächsten Tag ankommen, sondern bestenfalls innerhalb weniger Minuten. So ist beim Quick Commerce davon auszugehen, dass etwa 10 bis 30 Minuten für die Lieferzeit akzeptabel sind.
Doch wie ist das zu schaffen? Die Lieferdienste für den Quick Commerce sind ausschließlich in den Großstädten zu finden, hinzukommt, dass die dazugehörigen Lager sehr zentral errichtet werden. Auch wird die Verfügbarkeit meist nur auf die angrenzenden Stadtteile beschränkt. Quick Commerce funktioniert in solch einem Fall wie ein Franchise-Unternehmen. So kann es sein, dass es in einer Stadt mehrere Filialen gibt, die sich im Einzugsgebiet unterscheiden.
Überlegungen zur Profitabilität von Quick Commerce:
- spontan einsatzbereite Saisonkräfte
- Springer und Vollzeitmitarbeiter im ausgewogenen Verhältnis
- Bereiche für die Fahrer abstecken, da Mehrfachlieferungen aufgrund der geringen Zeitspanne nahezu unmöglich sind
- Mehrfachbesetzung berücksichtigen
Worin liegen die Chancen für das Online-Marketing?
Um die Marke zu etablieren und die Bekanntheit zu steigern, darf der Marketing-Effekt nicht aus den Augen verloren werden. Da die Akzeptanz noch nicht vollständig bei der potenziellen Zielgruppe angekommen ist, geht es in erster Linie um ein zuverlässiges Branding, um die Marke immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Das kann tatsächlich auf allen Kanälen ablaufen. Sowohl mit E-Mail-Marketing, DisplayAds oder auf Social Media – mit optimierten Anzeigen dringen Sie zu Ihrer potenziellen Zielgruppe vor.
Per Definition findet der Handel im Quick Commerce im Internet statt – also sollte auch das Marketing hauptsächlich online stattfinden. Begleitaktionen wie Präsenz auf Veranstaltungen oder im Printbereich können dabei nicht schaden. Da es momentan noch wenige Anbieter für die schnelle Einkaufsvariante gibt, ist auch die positive Reputation nicht unerheblich.
Quick Commerce wirkt wie eine Guerilla-Aktion im E-Commerce, also dürfen auch die Maßnahmen etwas ausgefallener sein. Da die hauptsächliche Zielgruppe vor allem jüngere Menschen betrifft, die einen ausgefüllten Tagesablauf oder wenig Zeit für ausgedehnte Einkäufe haben, sind sie direkt am Point-of-Sale anzutreffen. Die Strategien, um Quick Commerce bekannter zu machen, sind dabei breit gefächert.
Um es zu visualisieren, stellen Sie sich folgende Situation vor:
Eine Gruppe von Freunden trifft sich zu einem gemeinsamen Abendessen. Bei der Zubereitung stellen sie fest, dass einige Zutaten fehlen, der Supermarkt hat allerdings schon geschlossen. Bei der Suche nach dem Rezept ist eine Anzeige für einen Quick-Commerce-Anbieter ins Auge gefallen. Über diesen können die fehlenden Lebensmittel bestellt werden, erreichen die Freunde innerhalb weniger Minuten. Dafür muss das Kochen nur auf ein Glas Wein unterbrochen werden, ehe es weitergehen kann.
Die Voraussetzungen für erfolgreiches Quick Commerce
Flexibilität und Schnelligkeit sind die Grundpfeiler für das neue boomende Business. Das Konzept folgt denen von Lieferdiensten für zubereitete Speisen und etabliert den Expressversand auch in anderen Branchen. Dabei sind vor allem automatisierte Prozesse wie
- Bestelleingang
- Weiterleitung zu den Mitarbeitern im Warenlager und
- Koordination mit den Fahrern
essenziell. Nur so können die erwarteten Lieferzeiten von wenigen Minuten eingehalten werden. Das wiederum führt zu zufriedenen Kunden, die diesen Service weiterempfehlen.
Fazit: das Potenzial für Quick Commerce
In China ist Quick Commerce längst angekommen und akzeptiert. In Europa beschränkt es sich derzeit noch auf eine wesentlich kleinere Zielgruppe – vor allem die 16- bis 29-jährigen nutzen Quick Commerce mehr als einmal und können sich weitere Bestellungen vorstellen. Quick Commerce gehört zu einem der wichtigsten Trends von 2021 und wird derzeit auch weiter ausgebaut. Große Handelsketten investieren riesige Summen, um das Angebot zu erweitern.
Die größte Konkurrenz stellen derzeit noch die herkömmlichen Discounter dar, die ebenfalls Lieferdienste anbieten, jedoch nicht in kürzester Zeit die Bestellungen bearbeiten. Eine Kombination aus beiden Varianten wäre also durchaus denkbar. So kann eine bekannte Handelskette ebenfalls Quick Commerce etablieren und dabei auf ein umfassendes Sortiment zurückgreifen. Eine Herausforderung dafür ist vor allem das Produktdatenmanagement, denn die regelmäßige Pflege sorgt dafür, dass Lieferzeiten und Zuverlässigkeit gegeben sind.
Quick Commerce ist das Resultat aus der veränderten Erwartungshaltung gegenüber E-Commerce. Höher, schneller, weiter sind die Ansprüche der Kunden in der heutigen Zeit. Diese sind zukunftsweisend für Onlineshopping und den damit verbundenen Maßnahmen. Der Siegeszug von Quick Commerce hat gerade erst begonnen und wird in den nächsten Jahren immer mehr an Akzeptanz gewinnen, bis er vollständig zum Service-Angebot gehört.
Damm 17,
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