Gendern aus SEO-Sicht: sinnvoll oder Unsinn?
Gendergerechte Sprache wird derzeit allerorts diskutiert: in der Rechtsprechung, in der Politik, für Bücher, Zeitschriften oder generell im Alltag. Die Meinung darüber ist gespalten. Während die einen sagen, dass gendergerechte Sprache sein muss, lehnen andere sie komplett ab. Gendern aus SEO-Sicht ist vor allem für Agenturen oder Webseitenbetreiber immer wieder ein Thema. Erkennen die Algorithmen der Suchmaschinen den Unterschied? Wertschätzen sie das Gendern in der SEO mit einem besseren Ranking?
Wir schauen uns das Gendern aus SEO-Sicht genauer an, wägen die Vor- und Nachteile ab und werfen einen Blick in die Suchmaschinen.
Sprachliche Besonderheiten der gendergerechten Sprache
Das Wort gender bedeutet aus dem Englischen übersetzt Geschlecht. Sprache im Allgemeinen vermittelt Wahrnehmungen und Gefühle und soll keinesfalls ausgrenzen. Über lange Zeit waren wir es gewohnt, ausschließlich das Maskulinum zu lesen oder zu hören, doch inzwischen ist auch durch Studien bewiesen, dass die Ansprache der verschiedenen Geschlechter einen großen Einfluss im Online-Marketing hat. So werden keine Zielgruppen ausgeschlossen.
Die Ausführung der gendergerechten Sprache ist unheimlich kompliziert – unter anderem mit dem Doppelpunkt, dem „Gender-Star“, dem „Gender_Gap“ oder dem Binnen-I stehen gleich mehrere Optionen zur Auswahl. Mit dem gesprochenen Wort wird somit Gleichberechtigung deutlich.
Doch ist das Gendern aus SEO-Sicht ebenso wichtig? Wie soll es im Idealfall umgesetzt werden und wird es von den Suchmaschinen auch beachtet? Wir wollen im Folgenden diese Fragen klären und Ihnen mit Beispielen verdeutlichen.
Was bedeutet Gendern aus SEO-Sicht?
Das generische Maskulinum wird in Online-Texten und Suchanfragen häufig verwendet, vor allem, um Zeit zu sparen. Schließlich wissen wir ja, was wir suchen und wollen schnelle Ergebnisse sehen. In einer Suchanfrage für das Keyword „Redakteur“ wird deutlich, wie groß die Unterschiede noch sind.
Um einen Text zu verfassen, der nach SEO-Kriterien einwandfrei ist, werden die meistgesuchten Keywords optimiert. Historisch gewachsen ist die männliche Bezeichnung, die weibliche oder gendergerechte Form scheint sich in den Suchmaschinen nur langsam durchzusetzen. Im besten Fall sollten Webseitenbetreiber oder Agentur genaue Kenntnisse über die Zielgruppe erlangen, um zu wissen, ob sich das Gendern in der SEO lohnt.
Die Abfrage in der geschlechtsangepassten Version bringt die gleichen Ergebnisse zum Vorschein. Auf den ersten Blick scheint die gendergerechte Sprache also keine Auswirkung zu haben. Gendergerechte Sprache wird schlichtweg ignoriert. Ob es daran liegt, dass die Suchmaschinen nur langsam lernen oder es bewusst ignorieren – die Antwort ist diffus. Doch es gibt Lösungen dafür.
Gendersensible Sprache auf allen Online-Kanälen
Ob Instagram, in DisplayAds oder in Online-Texten – das Gendern ist auch in der SEO angekommen. In allen erdenklichen Versionen werden Männer und Frauen gleichberechtigt dargestellt. Vielen Usern ist das wichtig, manchen aber auch egal. Hauptsächlich, weil der Eindruck gewonnen wird, die Lesbarkeit des Textes geht verloren. Hinzu kommt, dass es immer noch dafür sensible Bereiche gibt – beispielsweise in reinen Männerdomänen oder im strafrechtlichen Sektor.
Gendern ist nicht gesetzlich verpflichtet, sodass jedem selbst die Ausführung überlassen ist. Google hat beispielsweise in einer SEO-Sprechstunde verlauten lassen, dass die Suchmaschine Synonyme identifizieren möchte, im Moment allerdings noch abwartend das Suchverhalten analysiert.
Anwendung in den Suchmaschinen
Google und Co. tun sich noch ein wenig schwer, gendergerechte Sprache in die Algorithmen einfließen zu lassen. Häufig werden keine passenden Ergebnisse ausgespielt oder es wird auf die neutrale Sprache zurück verwiesen. Oftmals ist auch die Nennung beider Geschlechter eine Möglichkeit, um bessere Suchergebnisse zu erzielen.
Denn eines wird schnell offensichtlich, wenn Begriffe in gendergerechter Sprache gesucht werden – Sternchen, Doppelpunkt und Gap werden nahezu von den Suchmaschinen ignoriert. Am ehesten findet das Binnen-I Anwendung. Dabei crawlt die Suchmaschine nach dem weiblichen Begriff.
Mögliche Gründe für die Nichtbeachtung:
- seltene Suchanfragen
- Formulierungen erscheinen fehlerhaft
- Google analysiert das Userverhalten, ehe es zu einer Anpassung der Algorithmen kommt
Ob das willentlich geschieht oder einfach beim Auslesen Schwierigkeiten entstehen, bleibt jedoch offen. Als Schlussfolgerung bedeutet das, gendergerechte Sprache muss sich an der entsprechenden Zielgruppe orientieren und barrierefrei dargestellt werden. Um das generische Maskulinum zu umgehen, haben wir Ihnen einige Hinweise zusammengefasst.
Vor- und Nachteile des Genderns aus SEO-Sicht
In der Suchmaschinenoptimierung an sich ist das Gendern weder ein Vor- noch ein Nachteil, aber die Außenwirkung ist durchaus als positiv zu werten. Die Vorteile im Gendern in der SEO sind also nicht aus der Erfolgssicht zu beachten, sondern eher als wichtiger Schritt in der Vertrauenssteigerung.
- psychologische Vorbildfunktion wird erreicht
- Vergrößerung der eigenen Zielgruppe
- Ansprache an weibliche, männliche und binäre Personen
- Förderung der Gleichbehandlung
- Wirkung der Sprache wird hervorgehoben
Natürlich möchten wir auch die Nachteile nicht ganz aus dem Blick verlieren – diese beziehen sich dann tatsächlich auf die Ergebnisse in den Suchmaschinen. Dabei kann es zu Unstimmigkeiten seitens der Technik kommen.
- Algorithmen können Gendersprache noch nicht auslesen
- Lesbarkeit des Textes leidet bei fehlerhafter Benutzung
- Stringenz des Genderns aus SEO-Sicht bedeutet hohen Arbeitsaufwand
- Inhaltlicher Fokus liegt zu sehr auf dem Geschlecht als auf den Inhalten
- Barrierefreiheit kann beeinträchtigt werden
Gendern aus SEO-Sicht – eine Anleitung
Nach dem Abwägen aller positiven und negativen Einflüsse, die durch das Gendern in der SEO entstehen können, ist es dennoch möglich, an dieser Stelle den ersten Schritt zu wagen.
In Texten
Es ist eine echte Herausforderung, in Texten den richtigen Ton zu treffen und gendergerechte Sprache zu schaffen. Vor allem unter der Prämisse, dass Google und die anderen Suchmaschinen den gegenderten Text aus SEO-Sicht nicht optimal ausspielen. Wir schauen uns die einzelnen Möglichkeiten an und werfen einen Blick auf das Ergebnis.
Doppelpunkt
Die einfachste Variante ist, den Suchbegriff mit einem Doppelpunkt zu versehen. Aus Redakteur und Redakteurin wird Redakteur:in. In der Handhabung recht einfach, die Suchmaschinen erkennen jedoch das Sonderzeichen nicht und die Ergebnisse werden fast ausschließlich in der männlichen Variante dargestellt.
Gender-Star
Hier ist der Einschub ebenfalls als Sonderzeichen zu sehen und die Algorithmen schneiden die Suchanfrage vor dem Sternchen ab. Anstatt Redakteur*in werden wieder nur die männlichen Ergebnisse ausgespielt. Hinzu kommt, dass nicht alle Bezeichnungen so dargestellt werden können. Vor allem Begriffe im Plural lassen sich nicht zusätzlich mit dem Gender-Star erweitern.
Gender_Gap
Die bewusste Lücke mit dem Unterstrich wird ebenfalls häufig gewählt. Darunter leidet vor allem nicht das flüssige Lesen, da unser Gehirn diese Art des Genderns in der SEO besser verarbeiten kann. Allerdings kann es hier zu Verständnisschwierigkeiten kommen. Redakteur_innen sind weibliche Redakteure und nicht Redakteure, die innen etwas machen.
Binnen-I
Oftmals wirkt die Lösung wie ein Schreibfehler und kann falsch interpretiert werden. Bei RedakteurInnen erscheint das Binnen-I auf den ersten Blick als der Großbuchstabe L. So kann die geschlechtertypische Endung aber auch in Großschreibung verfasst werden: RedakteurINNEN. Allerdings werden die Suchmaschinen in diesem Fall häufig nur die Suchergebnisse mit weiblicher Intention ausspielen.
Substantiviertes Partizip Präsens
Etwas starr, in den Möglichkeiten eingeschränkt und vor allem für Sprachwissenschaftler falsch ist die Formulierung beispielsweise als Arbeitnehmende, wenn von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen die Rede ist. Sie drückt eine Handlung aus, die unter Umständen so gerade nicht ausgeführt wird. Der Personenkreis kann sich durchaus auch in der Freizeit befinden.
Nennung beider Geschlechter
Zwar wird beim Lesen von Internet-Texten immer auf kurze und knackige Inhalte hingewiesen, aber dennoch ist das wohl die eleganteste Form, das Gendern aus SEO-Sicht zu übernehmen. Gleichzeitig können so gleich zwei Keywords genutzt werden. Von Redakteuren und Redakteurinnen zu schreiben, ist einfach, die Lesbarkeit bleibt flüssig. Allerdings sollte die Bezeichnung nicht inflationär genutzt werden.
In Titles und Description
Hier folgt die Paradedisziplin, denn sowohl Title als auch Description bieten beim Gendern aus SEO-Sicht nicht viel Platz. Um kurz und prägnant zu bleiben, sind die kreativen Möglichkeiten dadurch sehr eingeschränkt, um in den SERPs ein passendes Snippet zu platzieren. Bleiben wir bei dem Beispiel der Berufsbezeichnungen, ist es durchaus möglich, dass Singular und Plural bereits in einer Schreibweise enthalten sind. So kann es der oder die Lehrer heißen.
Was erkennt also die API beim Gendern in der SEO?
- Gender-Star: Algorithmen erkennen ein Substantiv im Singular, geschlechtsspezifische Merkmale werden nicht ausgelesen.
- Gender_Gap: ebenfalls wird hier das Nomen im Singular erkannt, auch mit dem Unterstrich kann das Geschlecht nicht spezifisch bestimmt werden.
- Doppelpunkt: API erkennt ein singulares Substantiv, das Sonderzeichen und die Apposition „in“, es kann keine geschlechtliche Einordnung erfolgen.
- Binnen-I: Google ignoriert die Bezeichnung komplett als Schreibfehler, sondern erkennt nur die weibliche Form.
Um ein gutes Ranking zu erzielen, ist die einzig richtige Möglichkeit, die männliche und weibliche Form auszuschreiben, allerdings wird das aufgrund der Länge oft schwierig. In der Überschrift ist das passgenaue Keyword notwendig, sodass bereits bei der Recherche der Schwerpunkt für eine richtige Schreibweise festgelegt werden soll. Gendern aus SEO-Sicht ist in Title und Description somit eine schwierige Aufgabe.
10 Tipps für erfolgreiches Gendern aus SEO-Sicht
Gendern in der SEO – kombiniert mit suchmaschinenfreundlichen Texten – ergibt einen guten Mix, damit ein optimales Ranking erzielt wird. Dafür haben wir einige Tipps und Kniffe auf Lager.
- Sternchen, Unterstrich und Co. sind für das Gendern aus SEO-Sicht ungeeignet.
- Das Umschreiben der männlichen Form führt zu besseren Ergebnissen.
- Konstante Benutzung der Genderformen – entweder in allen Texten oder geschlechtsneutral verfassen.
- Zwei Webseiten erstellen, um die männliche und weibliche Schreibweise zu bedienen.
- Mit Relativsätzen lassen sich auch beide Geschlechter in einem Satz unterbringen.
- Gendern in der SEO wird weniger relevant, wenn die eigentlichen Inhalte herausragend sind und aus diesem Grund gut ranken.
- Themenbereiche müssen an Relevanz gewinnen, damit die handelnden Personen in den Hintergrund treten.
- Partizipien nutzen, um der Substantivierung zu entgehen.
- Wenn Gendern in der SEO erforderlich ist, sollte der Doppelpunkt zum Einsatz kommen, dadurch erfolgt kein Ausschluss eines Geschlechts.
- Kreative Formulierungen umgehen das Gendern in der SEO.
Fazit: Gendern aus SEO-Sicht
Eine gendergerechte Sprache ist durchaus sinnvoll, jedoch lässt die Umsetzung im Online-Marketing nur wenig Spielraum. Allerdings schafft das Gendern aus SEO-Sicht – in welcher Form auch immer – ein Bewusstsein für die Sprache und ermöglicht kreativen Content. Das kann dazu beitragen, dass sich das Ranking und die Sichtbarkeit auf lange Zeit verbessern. Dafür ist eine Keyword-Recherche mit viel Fingerspitzengefühl notwendig. Gern stehen wir Ihnen für eine unverbindliche Kontaktanfrage zur Verfügung.
Möglich, dass in Zukunft auch die Suchmaschinen-Algorithmen dahingehend erweitert werden, geschlechtsspezifische Sprache und damit das Gendern aus SEO-Sicht zu ermöglichen. Aktuell ist hierfür noch nichts in Sicht. Die Interpretationen des generischen Maskulinums und Femininums sind noch nicht ausgeprägt genug. Bis dahin ist es umso wichtiger, mit hochwertigen Inhalten zu überzeugen, als bestimmte Ausdrucksformen in den Fokus zu rücken.
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