Amazons Erfolgsmodell: Kann Temu mit Amazon-Eigenmarken mithalten?

Nach dem Höhepunkt der Pandemie hat der Online-Handel für viele Verbraucher seinen anfänglichen Reiz verloren. Außerdem tummeln sich mittlerweile einige E-Commerce-Plattformen auf dem Markt – auf den nun auch chinesische Billiganbieter drängen. Die Konkurrenz ist also hoch. Anbieter wie Temu werben mit unschlagbaren Preisen. Mit dem Eigenmarkenmodell von Amazon können Händler ihre Marke aufbauen und Kundenvertrauen gewinnen. Welche Strategie verspricht Erfolg?

Amazon vs. Temu?

Die Online-Plattform Temu wird in der EU monatlich von rund 75 Millionen Einkäufern genutzt, die mit überzeugenden Schnäppchen lockt. Diese bewirbt Temu stark auf Social Media und nutzt für das Onlinemarketing fleißig KI und Kundendaten. Denn die Shoppingplattform erzielt ihre Umsätze nicht in erster Linie mit den Transaktionen, sondern der Vermarktung der Produkte – und heimst damit zählbare Erfolge ein: Sie bietet zum Beispiel Rabattaktionen an, bei denen die Nutzer Glücksräder drehen. Bei Temu handelt es sich also um eine „Multiexperience-Plattform“.  

Der Anbieter steht allerdings regelmäßig wegen minderwertiger Produkte, nicht erhaltener Ware und fehlender Nachhaltigkeitsbemühungen in der Kritik. Amazon hält als weltweit größter Marktplatz dagegen und bietet seinen Händlern – neben seinem etablierten Kundenstamm – den Verkauf ihrer Produkte über die Amazon-Eigenmarke, auch Private Label genannt. Beliebt machen sich beide Plattformen mit ihren günstigen Angeboten. Zur Kaufentscheidung tragen allerdings mehr Faktoren bei: Dank verlässlicher Lieferungsbedingungen, Datensicherheit und Produktqualität und -sicherheit genießt Amazon vor allem in Deutschland einen Vertrauensvorschuss.

Das Eigenmarkenmodell von Amazon

Laut eines Blogbeitrags des E-Commerce-Unternehmens eDesk erstellen 59 % der Drittanbieter auf Amazon ihre eigenen Produkte und Marken unter Verwendung des Eigenmarkenmodells von Amazon – ein Erfolgsmodell also. Sie werden dann offensichtlich als solche beworben, zum Beispiel unter „Amazon Essentials“ oder „Amazon Basics“. Entscheiden sich Händler für dieses Modell, profitieren sie unter anderem von diesen Vorteilen:

• aus Amazons Masse herausstechen

Als Private Label-Händler agieren sie im eigenen Namen und können durch personalisierten Service, ansprechende Verpackung und einen individuellen Amazon-Brandstore Kunden gewinnen. Mit eigens gestaltbaren Elementen und klar definierten USPs sprechen sie präzise eine Zielgruppe an und können durch ihre ausgewählten Produkte Mehrwert bieten. Viele Kunden sind bereit, dafür etwas tiefer in die Tasche zu greifen. So haben Amazon-Eigenmarkenhändler bessere Chancen auf größere Gewinnmargen.

• von Amazons Infrastruktur profitieren

Der Amazon Store ähnelt äußerlich einem eigenen Onlineshop, nutzt aber die Reichweite von Amazon. Private Label-Verkäufer profitieren von einem frei gestaltbaren Brandstore, A+ Content und umfangreichen Amazon PPC-Angeboten, um Kunden gezielt anzusprechen und zu gewinnen. Außerdem haben sie Zugang zum breiten Kundenstamm und zu Software und Tools.

• Gestaltungsfreiheit genießen

Amazon-Eigenmarken-Händler haben mehr Autarkie bei der Gestaltung ihres Angebots als Dritthändler. Dies ermöglicht das individuelle Design von Produktdetailseiten mit Texten, Bildern, Keywords und Beschreibungen. Als Private Label Seller auf Amazon können sie ihrer Marke Persönlichkeit verleihen und Kunden mit zielgruppenrelevanten Inhalten leichter erreichen.

• Unterstützung durch Amazon Brand Registry

Amazon bietet Private Label-Händlern mit registrierten Marken die Brand Registry Services an, die den Aufbau und Schutz der Marke unterstützen. Extras wie A+ Content, Sponsored Brands und eigene Shops erhöhen die Sichtbarkeit. Der Schutz der Marke und des geistigen Eigentums wird durch Tools wie „Transparency“ gewährleistet, die Fälschungen verhindern und Missbrauch vorbeugen. Das kommt sowohl Markeninhabern als auch Kunden zugute.

Hohe Konkurrenz auf Amazon: Nachteil des Eigenmarkenmodells?

Amazon nutzt seine Größe und Marktmacht, um eigene Produkte zu produzieren und zu vermarkten. Für die Händler auf Amazon stellen diese eine starke Konkurrenz dar. Die Produkte sind oft günstiger und profitieren von Amazons Marketingstrategien und Zugriff auf Kundendaten. Dieser Konkurrenz sind Händler aber gewachsen: Sie können mit dem Amazon-Eigenmarkenmodell auf ihre Markengeschichte und ihr Branding setzen, anstatt in einen Preiskampf zu treten. Von diesem Vorteil kann auch das Amazon-Eigenmarkenmodell gegenüber Temu profitieren.

Amazon bietet im Brandstore auf den Produktseiten Optionen wie Markengeschichten, die den Aufbau eines starken Brandings ermöglichen. Diese Maßnahmen helfen, Kunden zu überzeugen, denn auf der eigenen Shopseite werden keine Konkurrenzprodukte angezeigt. In Deutschland verbuchen Amazons Eigenmarken immer mehr Erfolge. Mit der Vermarktung über das Amazon-Eigenmarkenmodell können Händler davon profitieren.

Technikhersteller Anker: erfolgreiche Marke dank Amazon

Ein Erfolgsbeispiel für die Vermarktung von Produkten ist das Amazon-Eigenmarkenmodell ist Anker. Zu Beginn labelte das Unternehmen eingekaufte Technikteile um, um sie auf ausschließlich auf Amazon zu verkaufen. Mit Amazon Ads machte es auf seine Produkte und seine gesamte Produktlinie aufmerksam. Die Kundenbedürfnisse konnten auch durch SEO-Maßnahmen auf Basis von Amazon-Statistiken besser befriedigt werden. Das kontinuierliche Angebot von Amazon Ads Sponsored Products hat nicht nur den Kunden geholfen, die Produkte von Anker Innovations zu entdecken. Es hat auch dazu beigetragen, die Markenbekanntheit und den Umsatz von Anker zu steigern. Heute produziert Anker selbst und verkauft auch über andere Vertriebswege in mehr als 100 Länder.

Warum wir dafür brennen

Die Vermarktung von Produkten über E-Commerce-Plattformen kann große Erfolge bringen – wenn sich Unternehmen gegen die hohe Konkurrenz behaupten können. Mit einem smarten und markanten Branding, zum Beispiel mit dem Eigenmarkenmodell von Amazon, können sich Marken einen Marktvorteil verschaffen. Die Plattform Temu setzt auf daten-basiertes Online-Marketing, aber muss sich seit der neuen Einstufung der EU-Kommission als sehr große Online-Plattform an verschärfte Datenschutzregelungen halten. Weitere Auflagen sind zum Beispiel der Schutz vor Produktfälschungen und die Gewährung von Produktsicherheit.

Temu mag ein aufstrebender Konkurrent im E-Commerce-Markt sein, doch die Amazon Eigenmarken bieten ein erhebliches Potenzial, das schwer zu übertreffen ist. Insbesondere zeichnen sich die Eigenmarken von Amazon durch ihre hohe Qualität und ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Kunden schätzen nicht nur die Zuverlässigkeit und Langlebigkeit der Produkte, sondern auch den umfassenden Kundenservice, der weit über den Industriestandard hinausgeht. Diese Kombination aus Qualität, attraktivem Preis und hervorragendem Service stellt sicher, dass Amazon seinen Platz als führender Anbieter behauptet und seinen Kunden ein unvergleichliches Einkaufserlebnis bietet.